Gerade in der frommen Szene hört man die folgende Ermahnung ziemlich häufig:
"Du sollst aber niemanden verurteilen, das hat Jesus auch nicht gemacht! Nur Gott darf richten!"
Tschja. Was ist dran? Was, bitteschön, bedeutet denn eigentlich "verurteilen"? Hat Jesus wirklich nie jemanden verurteilt? Ist urteilen etwas anderes als verurteilen?
Damit werde ich mich in der nächsten Zeit beschäftigen.
Fangen wir doch heute mal damit an rauszufinden, was es für einen Unterschied macht, ob ich das Verhalten oder die Leistung eines Menschen "verurteile" oder "bewerte"?!
Das Leben anderer zu bewerten, gehört wohl oder übel zum Leben dazu. Eltern achten darauf, wie sich ihre Kinder verhalten und sie sind dafür verantwortlich, falsches Verhalten zu korrigieren und ihren Kinder beizubringen, sich richtig zu verhalten. Lehrer bewerten schulische Leistungen und sollten Schüler fördern und unterstützen.
Etwas bewerten, benoten oder korrigieren bedeutet jedoch nicht, jemanden zu verurteilen. Auch das Wörtchen verurteilen ist etwas anderes, als jemanden beurteilen. Ganz schön tricky.
Ich verstehe unter beurteilen, dass ich versuche, jemanden einzuschätzen und mir ein Urteil zu bilden – was positiv oder negativ ausfallen kann.
Verurteilen ist in der Regel eine negative und unfaire Kritik am anderen, ohne dass der die Chance hat sich zu erklären, da das Urteil ja ohnehin schon steht. – Da wären wir dann auch schnell beim oft unfairen Vorurteil.